Kino73

Weiter geht’s im abwechslungsreichen Treiben des 1970er Jahre Kinos. Erneut präsentieren wir eine Auswahl an außergewöhnlichen und bemerkenswerten Filmen, die vor 50 Jahren ihre deutsche Kinopremiere feierten.

In den ersten sechs Monaten haben wir neben einer facettenreichen Auswahl amerikanischer Klassiker, Blockbuster, Komödien und Dramen über das Erwachsenwerden gezeigt. Sowie zwei Größen des europäischen Kinos – Jean-Pierre Melville und Luis Buñuel – wieder auf die Leinwand geholt.

Im zweiten Halbjahr stechen vor allem die gesellschaftspolitisch kontroversen und die skandalträchtigen Filme hervor. Während „Die Legende von Paul und Paula“ in der DDR vor Kinostart ein Aufführungsverbot drohte, was zum Glück wegen seines prominenten Fürsprechers (Erich Honecker) abgewendet werden konnte, waren es im Rest der Welt vor allem „Der letzte Tango in Paris“ und „Der Exorzist“, die weltweit Diskussionen auslösten und teilweise sogar in einigen Ländern verboten wurden. Während sich die Kirche bei Kritik an Filmen mittlerweile fast gänzlich zurückgenommen hat und Horrorfilme (auch mit christlichem Hintergrund) kaum noch Aufregung hervorrufen, ist das Thema Sexualität und deren Darstellung bis heute hart umkämpft. Dementsprechend würde ein Film wie „Der letzte Tango in Paris“ als heutige Produktion vermutlich sogar noch mehr Kritik ernten als in den scheinbar liberalen 1970er Jahren. Ähnlich geht es dem Treiben eines Roger Moore als James Bond, der gänzlich anders agiert als zuletzt Daniel Craig in „Keine Zeit zu sterben“.

Die Kinoreihe lädt genau aus diesem Grund dazu ein, bestimmte Filme nach fünfzig Jahren noch einmal im öffentlichen Raum des Kinos auf der großen Leinwand zu begutachten. Wie hat sich die Wirkung eines Films nach 50 Jahren verändert, welche Filme altern wie ein guter Wein und welche sind nicht mehr genießbar und aus welchen Gründen? Dass diese Fragen jeder anders beantwortet, liegt auf der Hand und führt im besten Fall zu guten Diskussionen. Dabei sollte man darauf achten, dass Filme nicht nur auf Themen und Inhalte reduziert werden, sondern in der Diskussion auch Dramaturgie und Inszenierung Beachtung finden sollte. Denn Montage, Tempo, Ausstattung, Schauspielleistung, Einsatz von Spezialeffekten etc. haben sich massiv gewandelt, haben Einfluss auf die Sehgewohnheiten und prägen unser filmisches Verständnis, was häufig bei der inhaltlichen Fixierung verlorengeht. Aus diesem Grund ist es spannend, Thriller wie „Der Schakal“, Actionfilme wie „Getaway“ oder randständige Filme wie „The Wicker Man“ im Hinblick auf ihre Inszenierungsweisen zu betrachten.

Seien Sie neugierig und entdecken Sie erneut oder zum ersten Mal Klassiker des Kinojahres 1973 mit uns auf der großen Leinwand!