Kino72

Unser Rückblick auf das Kinojahr 1972 neigt sich langsam dem Ende undwir präsentieren erneut eine Auswahl an außergewöhnlichen undbemerkenswerten Filmen, die vor 50 Jahren ihre deutsche Kinopremierefeierten. In den ersten sechs Monaten hatten wir Filme zur Seuchen-Thematik und der Spaltung der amerikanischen Gesellschaft gezeigt, die teilweise eine beängstigende Aktualität gewonnen haben.

Im zweiten Halbjahr widmen wir uns den unterschiedlichen Männer- und Frauenbildern, die im Zuge der damaligen gesellschaftspolitischen Entwicklungen (insbesondere durch die Frauenbewegung) in Bewegung geraten sind. Viele Inhalte, Themen und Begriffe der Filme erinnern an heutige Diskussionen, aber der Reiz des Programms und der Filme liegt vor allem im zeitlichen Abstand. Wie wurden damals bestimmte Inhalte vermittelt, was hat sich in den letzten 50 Jahren geändert und was ist gleichgeblieben?

Dabei spielen natürlich auch das Image und die Aura des einzelnen Schauspielers bzw. der Schauspielerin eine große Rolle. Auf der einen Seite die herrschaftssüchtige, wahnsinnige Performance eines Klaus Kinski in „Aguirre, der Zorn Gottes“ und auf der anderen Seite die temperamentvolle, quirlige Art einer Liza Minelli in „Cabaret“ sind zwei Extrema, die sich trotz aller Unterschiede in ihrem hingebungsvollen Spiel einen. Mit Hitchcocks „Frenzy“ wird in London erneut ein Frauenmörder (Jack the Ripper lässt grüßen) in Szene gesetzt, der über den bloßen Plot vielmehr über das Verhältnis von Macht, Lust und Sex verrät, als man auf den ersten Blick annehmen könnte. Ganz explizit wird es dagegen in Volker Schlöndorffs und Margarethe von Trottas „Strohfeuer“, der den schwierigen Weg einer Emanzipation in einer patriarchalen Gesellschaft aufzeigt. Dagegen gestellt wird Mike Nichols kontrovers diskutierter „Carnal Knowledge – Die Kunst zu lieben“, der mit seiner expliziten und teils vulgären Sprache die Gemüter erhitzt hat und trotz aller toxischer Männlichkeit (im Film von Jack Nicholson verkörpert) am Ende doch die gängigen Männerbilder sabotiert.

Bei all den Geschlechterfragen darf im Programm natürlich nicht die wilde, anarchistische Komödie fehlen. Mit „Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft“ zeigen wir den ersten Kinofilm der kultigen, britischen Komikertruppe, die uns im Film ein Best-of ihrer besten Sketche präsentiert.

Entdecken Sie erneut oder zum ersten Mal Klassiker des Kinojahres 1972 mit uns auf der großen Leinwand.

[Link zum Programmflyer]